“THEN AT THE NEXT MEETING …” – WIE ENGINEERING UND DESIGN BEI APPLE GEMEINSAM PRODUKTE ENTWICKELN.

Habt Ihr Euch jemals gefragt, warum die Ärztin Eures Vertrauens Euren Puls auf der Unterseite des Handgelenks spürt, da, wo die Adern laufen, aber die Apple Watch Eure Herzfrequenz (im Volksmund synonym mit Puls) an der Oberseite? Oder wie die Watch es schafft, die Herzfrequenz halbwegs akkurat zu messen, obwohl die Uhr angenehm locker am Handgelenk hängt?

Das Fast Company Interview mit Bob Messerschmidt, der in seiner Zeit bei Apple den Herzfrequenz-Sensor für die Watch entwickelt hat, beantwortet diese brennenden Fragen leider auch nicht: What I Learned Working With Jony Ive’s Team On The Apple Watch (15.08.2016) Trotzdem eine spannende Lektüre, weil hier ein (ehemaliger) Insider berichtet, wie Engineering und Design (und Marketing) bei Apple gemeinsam Produkte entwickeln.

Messerschmidt erzählt, wie sein Entwickler-Team zuerst versucht hat, die Sensoren im Armband zu verpacken. “Is nich”, haben die Designer gesagt, “that’s not the fashion trend. We want to have interchangeable bands so we don’t want to have any sensors in the band.” Beim nächsten Mal (“then at the next meeting …”) hat Messerschmidt angeboten, die Sensoren unter das Uhrgehäuse zu packen, “but it’s going to have to be kind of a tight band because we want really good contact between the sensors and the skin.” Und wieder haben die Designer den Kopf geschüttelt: “No, that’s not how people wear watches; they wear them like really floppy on their wrist.” Und dann im nächsten Meeting … Bis am Ende das Produkt rausgekommen ist, das sich laut WSJ im ersten Jahr ca. 12 Millionen Mal verkauft hat (Apple’s Watch Outpaced the iPhone in First Year keine Sorge, der Artikel enthält weiter unten eine ausreichende Dosis Watch-Bashing).

Für Messerschmidt ist diese Anekdote die perfekte Parabel für (auf?) die Entwicklungs-Kultur bei Apple. “Engineers left in a vacuum,” so Messcherschmidts Learning, “might say ‘well, that’s maybe not so important; we can get a better signal by doing it the other way so let’s do it that way. So, left to their own devices, that would be the way the product would end up. So you have to have a really strong voice supporting the user.“ Amen to that. ”I think the idea of focusing on that is uniquely Apple.” Ja. Leider.

[Dieser Beitrag erschien zuerst auf meinem inzwischen geschlossenen Blog „KonzeptioNerd“]


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