CHERRY Stream TKL

Die „flüsterleise“ Tastatur CHERRY Stream TKL (= tenkeyless = ohne Ziffernblock) war heute in der Post und wird auch gleich wieder zurückgeschickt. Hier erkläre ich, warum.

Ich habe so eine kleine Obsession: Wenn ich irgendwo von einer neuen Tastatur lese, die super-leise und super-präzise ist und auch noch ohne den lästigen Ziffernblock daherkommt, dann MUSS ich sie einfach bestellen und freue mich ein paar Tage wie Bolle, bis sie endlich auf meinem Schreibtisch liegt. Dann wird sie angeschlossen und angetippt – und fast immer wird sie dann sorgfältig wieder eingepackt und retourniert und ich bleibe bei meiner immer heißer geliebten Sharkoon Purewriter TKL.

Und weil ich inzwischen an dem Punkt bin, wo ich Tastaturen bestelle, die ich vor zwei Jahren schonmal getestet und zurückgeschickt habe, fange ich heute an, mir meine Gedanken zu den einzelnen Geräten aufzuschreiben.

Was also stimmt nun wieder mit der neuen CHERRY nicht?

  1. Optik: Die CHERRY hat einen etwas größeren Fußabdruck als die Sharkoon, ist deutlich flacher und wirkt durch die matte Oberfläche und die niedrigeren Tasten deutlich ruhiger als die Sharkoon. Man sieht, anders als bei der „naked“ Sharkoon auch keine Mechanik und vor allem wird auf alberne Lichteffekte gänzlich verzichtet. Nice.
  2. Haptik: Gewicht und Stabilität wirken sehr wertig. Aber das leicht angeraute Plastik fühlt sich schon ziemlich billig an. So ein bisschen wie ein typisches beiges 80er-Jahre-EDV-Gehäuse, nur eben in schickem Anthrazit. Also ein typisches 90er-Jahre-EDV-Gehäuse. Vor allem sind die Tasten nur minimal konkav mit einem Hauch von Höcker auf F und H. D.h. sie bieten den Fingern kaum taktile Orientierung. Gefällt mir nicht so.
  3. Handling: Insgesamt nicht begeisternd. Gründe:
    • Maße: Durch den größeren Fußabdruck und die flache Bauweise liegt die CHERRY Stream wahrscheinlich auch bei schweißtreibenden Einsätzen stabiler auf dem insTand(TM) auf als die Sharkoon. So intensiv will ich eine Tastatur aber nicht testen, wenn ich schon davon ausgehe, dass ich sie eh zurückschicke.
    • Füße: Die ausgeklappten Füße stehen so nah beieinander, dass sie auf dem insTand(TM) im Querformat rechts und links kaum überstehen. Sie sind beim Ausklappen aber so schwerfällig, fast klemmig, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die Freude lange hält.
    • Kabel: USB-A. Naja. Vor allem: Fest mit der Tastatur verbunden. Nicht wirklich gut für mobile Nutzung (rein in den Rucksack, raus aus dem Rucksack) und passt auch so in kein Hardcase.
  4. Akustik: Flüsterleise. Ja. Die Anschläge sind nicht zu hören. Was man hört, ist der Aufschlag der Fingerkuppe auf dem Keycap und ein ganz leises Klirren der Keycaps. Insgesamt in voller Fahrt 3-5 dB leiser als die Sharkoon. Nice.
  5. Tippgefühl/ Präzision: Ab einer gewissen Klasse (nicht unbedingt Preisklasse – die Stream ist mit aktuell 24,99 bei einem bekannten Versandhändler echt, echt günstig) macht für mich das Tippgefühl den Unterschied bei der Präzision. CHERRY SX Scheren sind auf jeden Fall solide, das digitale Innenleben ist sicher auch Standard, der Preis wird an anderen Stellen gemacht (Material, Kabel, Verzicht auf Beleuchtung etc.). Aber das Tippgefühl macht mich einfach nicht glücklich.
    • Die fast flachen Keycaps mit der wenig markanten vorderen Kante geben mir kein taktiles Feedback darüber, wo sich welcher Finger gerade befindet. Ein bisschen lässt sich da sicher noch rausholen, wenn man sich wirklich intensiv auf der Tastatur einschreibt und dann der CHERRY auch möglichst treu bleibt. Aber so richtig gut ist das nicht.
    • Die Scherenmechanik ist sehr, sehr straff und der Schaltweg zwar nicht endlos aber doch ein bisschen länger als die 1,5 mm der Sharkoon Purewriter. Darüber hinaus – das mag ich mir jetzt einbilden – federn die Tasten eher langsam zurück und das mit einem gleichbleibenden Druckverlauf in beiden Richtungen. Dazu kommt dann noch, dass das deutlichste Feedback, das diese Tasten geben, das Aufschlag-Geräusch von Fingerkuppe auf Keycap ist. Insgesamt fühlt sich das wesentlich morastiger an, als man bei einer so flachen, festen Tastatur erwarten würde. Gar nicht meins. Auch nicht mit intensivem Einschreiben.

Fazit

CHERRY Stream TKL: Schönes Konzept, v.a. mit dem Preispunkt, der dabei hinten rauskommt. Vom Tippgefühl und damit von der Präzision her leider gar nichts für mich. Darum Bye-bye.