Wenn ich ein Auto hätte, würde ich es zu Kai Kragenings bringen. Kai Kragenings ist Kfz-Mechaniker-Meister in Frankfurt. Ich kenne ihn nicht (ich habe ja auch kein Auto), aber ich habe eben in der Online-Ausgabe einer großen deutschen Wochenzeitschrift diesen Artikel über ihn gelesen:Gehörloser Kfz-Mechaniker: Fühl mal, was da hämmert.
Kragenings ist also nicht nur Kfz-Mechaniker-Meister, sondern auch gehörlos (oder hochgradig schwerhörig – der Artikel ist da pauschal). Und offenbar ist es so, dass selbst Laien zumindest grob hören können, was mit einem Auto nicht stimmt, wenn da etwas nicht stimmt. (Ich bin da raus, ich kann gerade mal erkennen, was für ne Farbe so ein Auto hat.) Kragenings dagegen fühlt die Vibrationen, die der geneigte Laie mit den Ohren erfasst, einfach mit den Händen.
Wenn ich also ein Auto hätte UND irgendwie mitbekommen würde, dass etwas mit dem Auto nicht stimmt, DANN würde ich zu Kai Kragenings gehen. Denn da hat mal einer nicht irgendne Ausbildung gemacht, die ihm halt „offenstand“, sondern da verfolgt einer seine Leidenschaft. Und wenn er was nicht mit „Bordmitteln“ in den Griff bekommt, erfindet er einfach neue Methoden. Klar, dass der auch seine Werkstatt selbst baut. Finde ich cool.
Was mir in dem Artikel noch aufgefallen ist (Zitat): „… auf der Meisterschule war er auf die Unterstützung eines Gebärdendolmetschers angewiesen. Die Fremdwörter und Spezialbegriffe zu lernen, habe viel Kraft gekostet …“. Weiter oben heißt es „Seine Eltern können bis heute keine Gebärdensprache, Kragenings war früh dazu gezwungen, das Lippenablesen zu lernen. Er selbst kann deutlich sprechen.“ Ich interpretiere mal: Hochdeutsch / Schriftdeutsch ist seine erste Sprache, Gebärdensprache ist Zweitsprache, also Fremdsprache. D.h. er hat in der Meister-Ausbildung das Fachvokabular gleichzeitig in ZWEI Sprachen gelernt. Hut ab. Im Artikel heißt es, dass Kragenings mit seiner Hörschädigung so weit gekommen sei, sei eine „doppelte Meisterleistung“. Ich erhöhe auf „dreifache Meisterleistung“.
Aber ich frage mich, ob es mit Schriftdolmetschern statt mit Gebärdensprachdolmetschern nicht einfacher gewesen wäre, weil man sich da den Umweg über die Fremdsprache gespart hätte.