Framed ist eine ganz nett geschriebene Kriminal-Reportage, die 2016 in 5 Teilen in der LA Times erschienen ist (auf Englisch, mal wieder). Kann man lesen, wenn man will, ist stellenweise sogar recht spannend.
Die krasse Stelle kommt aber in Teil 4, The Trial: Da erscheint die (offenbar tatsächlich) fiese Rechtsanwaltsfrau, die der (offenbar wirklich netten und unschuldigen) Hausfrau-und-Mutter offenbar einen erfundenen Drogen-Dealer-Nebenjob angehängt hat, endlich vor Gericht. Und wagt es, Schriftdolmetscher zu verlangen, da sie kürzlich ihr Gehör verloren habe. Die plötzlich aufgetretene Hörschädigung wird in der Geschichte (und ebenso vom Gericht) nicht hinterfragt. Aber ihre Forderung nach einem „Bildschirm, auf dem sie die Fragen des Anwalts in Echtzeit mitlesen kann“ kommt als etwas Unerhörtes rüber, wörtlich „more than a sign-language interpreter“. Und das Gericht entscheidet dann auch, dass sie mit einem Gebärdensprachdolmetscher vorlieb nehmen muss „wie jeder andere auch“. Aha?
Ich kenne die Gesetzeslagr in den USA nicht. Aber sollte der gesunde Menschenverstand nicht zumindest ausreichen um sich denken zu können: jemandem, der gerade erst das Gehör verloren hat, ist mit einem Gebärdensprschdolmetscher wohl, nicht geholfen. Vor allem nicht in einer so anspruchsvollen Kommunikations-Situation wie in einer Gerichtsverhandlung. In Deutschland besteht da Rechtsanspruch auf einen Schriftdolmetscher.